Fotos: Tassilo Letzel / Interview: Susanne Höcht
Du hast sowohl im Bachelor als auch im Master Maschinenwesen studiert. Was fasziniert dich am Maschinenbau?
Am Maschinenbau und insbesondere an meiner eingeschlagene Spezialisierungsrichtung Produktionstechnik finde ich vor allem spannend, dass Dinge irgendwie hergestellt werden müssen. Es gibt eine Vielzahl von nutzbaren Gegenständen. Aber nur vergleichsweise wenig Naturstoffe, auf die alles zurückgeführt werden kann. Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie zwei Sachen zusammengeschraubt werden können, sondern wie überhaupt die Bauteile zustande kommen. Es interessierte mich also auch die Herstellung von Stoffen. Insgesamt wollte ich mehr über die Vielzahl der einzelnen möglichen Produktionsschritte wissen.
Wie bist du zu deiner Studienwahl gekommen?
Eigentlich wusste ich nach dem Abitur nicht so wirklich, was ich machen sollte. Germanistik oder Geschichte sind ebenfalls interessante Studienfächer, aber leider wenig handfest. Ein paar Techniker in meinem Umfeld beeinflussten letztlich meine Wahl. So kam die Entscheidung, dass es etwas Technisches und Logisches sein sollte.
Welchen Rat würdest du Schüler:innen geben, die sich für ein Studium im Maschinenwesen und insbesondere an der TUM interessieren?
Generell: Traut euch etwas zu und traut euch mehr zu, als ihr von euch selbst denkt. Lasst euch nicht unterkriegen. Die Kommilitonen:innen sitzen im gleichen Boot und ihr werdet euch gegenseitig im Studium helfen. Zudem nutzt die Zeit eures Studiums, um euch persönlich weiterzuentwickeln. Ihr müsst das Studium nicht in der Regelstudienzeit abschließen. Deshalb nutzt die Möglichkeit, um euch nebenbei zu engagieren und Hobbys auszuleben. Das bringt euch persönlich weiter und ihr seid breiter aufgestellt. Macht also das, worauf ihr Bock habt!
Seit einem Jahr arbeitest du als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen. Bitte erkläre uns doch, wie dein Arbeitsalltag aussieht. Mit welchen Themen beschäftigst du dich?
Einen Alltag gibt es tatsächlich so nicht. Es hängt davon ab, was gerade ansteht. Es gibt Konferenzen, für die Veröffentlichungen geschrieben und vorbereitet werden müssen. Dann organisiere ich auch Veranstaltungen am Lehrstuhl, wie den Girl´s Day oder interne Lehrstuhlveranstaltungen. Aber grundsätzlich bereite ich aktuelle Forschungsprojekte vor, bearbeite sie und erstelle dann die Nachbereitung. Genauso erstelle ich Vorversuche und Anträge für neue Forschungsideen. Ebenso müssen Anlagen auch aufgebaut, umgerüstet, repariert und in Betrieb genommen werden. Dazu kommt dann noch die Simulation. Insgesamt sind in der Forschung sehr viel Organisation und Verwaltung enthalten.
Aktuell ist mein Forschungsthema das Verbund- und Stranggießen von Aluminium und Kupfer. Im Prinzip kommt oben die heiße Schmelze in eine Form, wird dann kontinuierlich abgekühlt und am Ende kommt unten nach und nach der fertige Metallstrang raus. Darin sind dann viele Themen des Maschinenbaus enthalten wie die Fluidmechanik, die Werkstoffkunde, die Prozesstechnik oder die Thermodynamik. Konkret beschäftigen mich in diesem Forschungsprojekt die unterschiedlichsten Fragestellungen: Wie wird die Wärme in der Gießanlage abgeführt, die wesentlichen Einfluss auf die Prozessstabilität hat? Wie erhalte ich aus den beiden Metallen Aluminium und Kupfer einen sinnvollen Metallverbund? Welche Werkzeuge muss ich dazu konstruieren? Welchen Temperaturbereich brauche ich zur Schmelze und wie kann ich diesen in der Anlage konstant halten?
Zudem muss die Anlage stabil laufen, damit ich keinen Strangabriss habe. Dazu stelle ich entsprechende Steuerungs- und Anlagenparameter ein. Letztlich untersuche ich die gegossenen Metallproben, um festzustellen, welche Härte und Eigenschaften der Verbund aus Aluminium und Kupfer hat.
Was macht dir an deiner Arbeit und der Metallgießerei besonders Spaß?
Das Metallgießen ist wie der Blick ins Feuer. Am faszinierendsten finde ich die Metallschmelze selbst. Es ist einfach spannend zu sehen, wie aus den Metallteilen etwas Flüssiges wird. Im nächsten Schritt entsteht dann etwas komplett Neues durch den Guss in die Form.
Was möchtest du nach deiner Zeit am Lehrstuhl machen? Was sind deine weiteren beruflichen Pläne?
Aktuell bin ich noch sehr offen. Gerade diese Gestaltungsfreiheit, die ich aktuell habe, möchte ich auch in Zukunft gerne beibehalten. Ich könnte mir vorstellen, dass ich als Wissenschaftlerin noch für eine Zeit ins Ausland gehe. Genauso kann ich mir auch vorstellen, dass ich in einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung in der Industrie tätig bin.
Profil von Julika Hoyer: https://www.mec.ed.tum.de/utg/lehrstuhl/team/julika-hoyer-msc/