Sabine Ardey schloss ihr Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München ab. Ihre Promotion absolvierte sie an der Universität der Bundeswehr München. Danach arbeitete sie bei MTU Aero Engines in den Bereichen Aerodynamik und Thermodynamik, bevor sie verschiedene Führungsaufgaben übernahm. Nach einigen Jahren bei BSH Hausgeräte wurde sie ab 1. Januar 2024 auf die Professur für Test und Simulation von Gasturbinen und gleichzeitig in die Leitung des DLR-Instituts für Test und Simulation von Gasturbinen in Augsburg berufen.
Sie forscht mit ihren Mitarbeitenden an neuen Gasturbinen-Technologien, wobei numerische und experimentelle Methoden eng miteinander verbunden werden, um innovative Lösungen zu validieren und eine klimaverträgliche Mobilität und Stromversorgung zu ermöglichen. In vielen Einsatzbereichen – von der Energiewirtschaft bis zur Luftfahrt – sind Gasturbinen auch langfristig unverzichtbare Energiewandlungsmaschinen. Um die Leistungsdichte, Leistungsfähigkeit und Effizienz zu optimieren, fließen neueste Erkenntnisse zu physikalischen Zusammenhängen, zum Beispiel bei Materialien, in das Design ein. Ihre Forschungs-Schwerpunkte liegen in den Bereichen Materiallebensdauerbewertung, Sekundärluftsystem und Digitalisierung.
ED: Wie sind Sie zu der geworden, die Sie sind?
Sabine Ardey: Ich bin auf dem Flugplatz groß geworden. Mein Vater war Fluglehrer und gehörte bei Lufthansa dem Team an, das kundenseitig den ersten Airbus mitdefiniert hat, und so bin ich als Sechsjährige im Prototyp des A300 mitgeflogen. Fasziniert vom Fliegen studierte ich dann an der TUM Luft- und Raumfahrt und spezialisierte mich auf den Antrieb, so dass ich nach der Promotion an der Universität der Bundeswahr München und der Geburt meiner Tochter 1999 bei der MTU Aero Engines auf dem ersten Teilzeit-Heimarbeitsplatz im Ingenieurbereich anfangen durfte. Nach zahlreichen Funktionen wechselte ich zu BSH Hausgeräte, um auch weiterhin Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, da auch mein Mann seine Karriere erfolgreich vorantrieb.
Mit meiner jetzigen Rückkehr zur Luftfahrt in der neuen Position wird ein Lebenstraum wahr: innovative Forschung mit jungen Leuten und ein nigelnagelneues Institut in Augsburg. In meiner Familie gibt es viele Lehrerinnen und Lehrer; die Lehre – Studierenden Wissen mit auf den Lebensweg geben – liegt mir sehr am Herzen und deshalb finde ich toll, dass mit meiner DLR-Institutsleitung auch die TUM-Professur verbunden ist. Ich fühle mich wie ein Fisch, der wieder ins Wasser eintauchen und losschwimmen darf.
ED: Was wird Ihr erstes Forschungsprojekt an der TUM?
Sabine Ardey: Ein Schwerpunkt meiner Forschung wird auf dem sekundären Luftsystem der Gasturbine liegen. Es beschreibt alle Strömungswege durch die Gasturbine, die neben dem primären Gaspfad bestehen, und macht bis zu 25 Prozent des Massendurchsatzes aus. Um ein Triebwerk zu optimieren, ist es wichtig, die Strömungen im gesamten System zu verstehen. Numerische Simulationen und Tests für Gasturbinen gehen bei der Forschung am Sekundärluftsystem Hand in Hand – und ich sehe großes Potenzial in diesen Erkenntnissen. Bei der wissenschaftlichen Arbeit werde ich eng mit meinem Kollegen Prof. Volker Gümmer, Lehrstuhl für Turbomaschinen und Flugantriebe, zusammenarbeiten, um das reale System komplett abbilden zu können.
ED: Auf welche Veränderung hoffen Sie in der Zukunft?
Sabine Ardey: Als Alumna und Professorin fühle ich mich stark mit der TUM verbunden. Es ist bewundernswert, zu welcher Größe unsere Universität gewachsen ist und welch hervorragende Forschung und Lehre geleistet wird. Ich bin einfach stolz, Teil dieses exzellenten Wissenschaftsstandorts in Deutschland sein zu dürfen.
Wir lösen Zukunftsprobleme nur, wenn wir eine gute Basis für Studium und Lehre schaffen und dem Nachwuchs die bestmögliche Ausbildung bieten. Im Professuren-Treffen des Departments Aerospace and Geodesy erlebe ich, dass alle Kolleginnen und Kollegen diese Überzeugung teilen und sich mit großer Energie für die Lehre einsetzen. Mein erster Eindruck ist aber, dass die für die Lehre strukturell zur Verfügung gestellten Ressourcen den stark gewachsenen Studierendenzahlen im Bereich Aerospace und dem Betreuungsanspruch einer modernen Exzellenz-Universität nicht gerecht werden. Vielleicht wäre es möglich, hier eine Neubewertung durchzuführen und eine Anpassung vorzunehmen.
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Profil von Sabine Ardey
Bachelorstudiengang Aerospace
Masterstudiengang Aerospace