Dr. Iryna Doronina, Gastprofessorin am Lehrstuhl für Energiesysteme (Department of Energy and Process Engineering), hat erforscht, wie die zerstörte ukrainische Energieinfrastruktur mit erneuerbaren Energien wieder aufgebaut werden kann. Ihre Forschung konzentrierte sich auf innovative Technologien - Wasserstoffsysteme, Energieeffizienzlösungen und Power-to-X -, die für die territoriale und infrastrukturelle Transformation der Ukraine angepasst und erweitert werden können.
"Auf der Grundlage von Informationen aus statistischen Quellen, Marktberichten und Antworten auf förmliche Anfragen habe ich eine Datenbank mit 1.700 Energieinfrastruktureinrichtungen gesammelt und zusammengestellt. Dazu gehören Wärme- und Kernkraftwerke, Wasserkraftwerke, Umspannwerke und Anlagen für erneuerbare Energien - sowohl in Betrieb befindliche als auch solche, die beschädigt oder zerstört wurden. Auch die Verteilungs- und Übertragungsnetze sowie die regionalen Stromnetze sind enthalten. Alle Anlagen wurden manuell kartiert, überprüft und standardisiert, um eine transparente und konsistente räumliche Datenbasis für die Analyse in einem Geografischen Informationssystem (GIS) zu gewährleisten", sagt Iryna Doronina.
In einem nächsten Schritt wurde eine räumliche Analyse des Potenzials der Ukraine für erneuerbare Energien durchgeführt. Anhand von 25 verschiedenen Indikatoren - darunter Landnutzungsbeschränkungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen, soziale Akzeptanz und wirtschaftliche Tragfähigkeit - erstellte die Forscherin die ersten hochauflösenden Karten der Ukraine, die geeignete Gebiete und das Potenzial für die Erzeugung von Wind- und Solarenergie aufzeigen (Abb. 1 und 2). Die Schätzungen ergaben, dass die Ukraine über ein geografisches technisches Gesamtpotenzial von mehr als 229 GW verfügt, darunter 41,19 GW an Solarenergie und 187,98 GW an Windenergie. Selbst wenn nur ein Bruchteil dieses Potenzials genutzt wird, könnte es theoretisch den Stromverbrauch der Ukraine von vor dem Krieg decken.
Dies eröffnet auch strategische Möglichkeiten für die Privatwirtschaft, einen sinnvollen Beitrag zum Wiederaufbau der Ukraine zu leisten - und legt gleichzeitig den Grundstein für potenzielle Exporte von erneuerbarem Wasserstoff. Die Verbindung dieser wissenschaftlichen Ansätze mit deutschem Technologiewissen schafft eine praktische Grundlage für den Wiederaufbau des ukrainischen Energiesektors.
Der Datensatz und die GIS-basierte Methodik wurden bereits von internationalen Agenturen wie der Internationalen Energieagentur (IEA) anerkannt und bei der Entwicklung von Rückgewinnungsstrategien eingesetzt - Forschung unterstützt hier die Entscheidungsfindung in der Praxis.
Dr. Iryna Doronina ist Gastprofessorin an der Technischen Universität München (TUM) und Mitglied des REDEFINE Lab. In der Ukraine arbeitete sie als Associate Professor, bevor sie 2022 als Senior Researcher und Research Lead an die ETH Zürich kam. Dort führte sie umfangreiche Forschungen zu den Auswirkungen des Krieges durch und untersuchte das Potenzial erneuerbarer Energien und deren Rolle für den zukünftigen Wiederaufbau der Ukraine. Der Hauptteil dieser Forschung wurde während ihrer Zeit an der ETH Zürich durchgeführt. Im Januar 2024 wurde sie an die TUM eingeladen, wo sie nun die praktische Anwendung des ukrainischen Potenzials für erneuerbare Energien im Kontext deutscher Technologien erforscht.
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Doronina Iryna, Galleguillos-Torres Marcelo, Doronin Vasyl, Grêt-Regamey Adrienne, “GIS-based Analysis for Identifying Priority Regions and Developing Renewable Energy in Post-war Ukraine”, Renewable Energy, Volume 247, 2025.