Interview: Cornelia Freund
ED: Was hast du studiert und was hat dich am Studium fasziniert?
Anne Pape: Ich habe sowohl im Bachelor als auch im Master Bauingenieurwesen an der TUM studiert. Im Bachelorstudium fand ich heraus, welche Fächer ich spannend finde, und darauf basierend stellte ich meine vier Vertiefungsfächer für das Masterstudium zusammen: Ich wählte Holzbau, Baukonstruktion, Massivbau und eine Querschnittsvertiefung, in der ich einige Fächer zum Thema klimagerechtes Bauen belegt habe, denn das Thema Nachhaltigkeit war mir besonders wichtig.
ED: Wie bist du zur Entscheidung gekommen, Bauingenieurwesen zu studieren?
Anne Pape: Mein Vater ist Bauingenieur, und schon aus Prinzip wollte ich eigentlich nie die Berufe meiner Eltern ausüben. Ein Jahr vor dem Abitur stand dann die Frage an: Was studieren? Sport machte mir großen Spaß, und auch an den Fächern Mathematik und Physik war ich interessiert. Von meinem Vater wusste ich recht gut, wie vielfältig das Bauingenieurwesen ist. Und ich dachte mir: Wenn ich das studiere, bin ich noch in viele Richtungen offen und nicht zu sehr festgelegt.
Von Anfang an hatte ich im Studium an der TUM eine gute Zeit. Es lief bestens – bis auf einen Durchhänger während der Corona-Pandemie, so ganz allein zuhause vor dem Rechner. Die Bachelorarbeit selbst hat mir dann wieder viel Spaß gemacht, weil sie sehr praktisch mit Versuchen in der Meyer-Jens-Halle des Materialprüfungsamts Bau, Prüfstelle Holzbau, angelegt war. Das Praktikum in einem Ingenieurbüro hat mich motiviert, auch den Master zu machen.
ED: Welchen Rat würdest du Schüler:innen geben, die sich für ein Studium Bauingenieurwesen an der TUM interessieren?
Anne Pape: Ganz allgemein gesagt sollte jeder Studierende ein gutes Maß an Selbstdisziplin mitbringen. Sicher kann man unter dem Semester die Füße hochlegen, aber dann reicht das Wissen am Ende vielleicht nicht für die Klausuren. Das Lernen kam bei mir nie zu kurz, und doch habe ich die Freiheiten und die Flexibilität genossen.
Speziell jungen Frauen, die Bauingenieurwesen studieren wollen, rate ich, es anzugehen und sich nicht von ihrem Weg abbringen zu lassen. Ich kann mich noch gut an den Berufs- bzw. Studienberater erinnern, der mir ein Bauingenieurwesen-Studium auszureden versuchte, weil das eine Männerdomäne sei. Ich habe das Gespräch irgendwann abgebrochen, bin gegangen – und habe Bauingenieurwesen studiert.
ED: Seit wann arbeitest du beim Materialprüfungsamt für das Bauwesen?
Anne Pape: Kennengelernt habe ich die Prüfstelle Holzbau des Materialprüfungsamts für das Bauwesen über meine Bachelorarbeit, die sich mit Holz-Beton-Verbunddecken beschäftigt hat. Es gab dazu neue Ideen, die ich erforscht und geprüft habe. Dazu startete ich 2021 mit großen Deckenelementen als Prüfkörpern Biegeversuche hier in der Halle.
Seit Mitte Oktober 2024 arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion und bin hier hauptsächlich in der Versuchshalle des Materialprüfungsamts tätig. Wir prüfen Bauteile aus dem Ingenieurholzbau von privatwirtschaftlichen Unternehmen, die ein Produkt entwickelt bzw. weiterentwickelt haben. Aber auch neuartige Bauprodukte, die im Zuge von Forschungsprojekten an verschiedenen Lehrstühlen entstehen. Ich plane die Prüfaufbauten dazu, realisiere die Versuche und verfasse die Prüfberichte.
ED: Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Mit welchen Themen beschäftigst du dich?
Anne Pape: Meine Aufgaben sind jeden Tag anders und das macht meinen Beruf sehr abwechslungsreich. Zu 50 Prozent der Arbeitszeit sitze ich am Rechner, plane Versuche oder kümmere mich um Organisatorisches. Wir besprechen dann im Team ein maßgeschneidertes Prüfkonzept für die individuellen Anforderungen, tauschen Erfahrungen und Fachwissen aus. Die anderen 50 Prozent meiner Arbeitszeit setze ich in der Halle die Versuche um und bin am Schrauben, Sägen, Werkeln. Auch hier arbeite ich eng mit Kolleginnen und Kollegen zusammen.
Nicht zuletzt ist es die Arbeit mit dem Material Holz, die ich spannend finde. Zu beobachten, wie ein Prüfkörper sich unter einer sehr hohen Last biegt und mit einem lauten Krach birst – das ist einfach spannend.
ED: Was möchtest du in Zukunft beruflich machen?
Anne Pape: Ich plane eine Promotion und bin gerade auf der Suche nach einem spannenden Thema. Beim Materialprüfungsamt erhalte ich dafür einen guten Einblick in die Vielfalt aktueller Forschungsprojekte. Auf jeden Fall muss es eine Doktorarbeit sein, bei der ich auch Versuche machen kann.
Links:
Profil von Anne Pape, M. Sc.
Materialprüfungsamt für das Bauwesen, Prüfstelle Holzbau
Bauingenieurwesen B. Sc
Bauingenieurwesen M. Sc.