Bilder: Tobias Hase, Andreas Gebert und Susanne Höcht / TUM, Text: Susanne Höcht
Die studentische Gruppe begann ihre Anfänge im Jahr 2017 am Lehrstuhl für Medizintechnische Materialien und Implantate. Im Rahmen einer Masterarbeit wurde eine Sprunggelenkprothese für Äthiopien entwickelt, die den Anforderungen und Herstellungsverhältnissen in diesem Land entspricht. Daraus entwickelte sich ein neues Forschungsgebiet am Lehrstuhl, aus dem im Jahr 2018 der Verein „MedTech OneWorld Students e.V.“ entstand. Auch heute unterstützen Professor Mela und ihr Lehrstuhlteam die studentische Initiative noch.
Die Gruppe hat das Ziel, den Wissensaustausch über die TUM- und Landesgrenzen hinaus mit Fachleuten zu verstärken und Kooperationen zu finden. Vor allem möchten die Mitglieder von MedTech OneWorld Students Medizintechnik realisieren, die an die Bedingungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern angepasst ist und somit eine Produktion von Ort ermöglicht. Dabei berücksichtigen die Studierenden Bedingungen wie lokal verfügbare Materialien, Produktionsbedingungen oder beispielsweise Klimaeinflüsse. So konnten neben der Knöchelprothese für Äthiopien in der Vergangenheit Projekte wie ein Autoklav zur Sterilisation von Medizinprodukten oder ein Gerät zur automatischen Infusionskontrolle umgesetzt werden.
Maria und Sophie erzählen, dass die 30 Studierenden in der Initiative aktuell an zwei Projekten arbeiten. Maria ist im denTUM-Projekt aktiv. Dieses Team konzipiert eine Bambus-Zahnbürste für Madagaskar, die möglichst aus nachhaltigen Materialien besteht und vor Ort produziert werden kann. Maria erklärt, dass die Entwicklung einer Zahnbürste auf den ersten Blick gar nicht so einfach ist: „Dann öffnet man eine Zahnbürste und erkennt, dass alles sehr fein und alles sehr schwierig per Hand umzusetzen ist.“ Zudem kämpft die Gruppe mit den Herausforderungen, die durch die Arbeit in Entwicklungsländern entstehen, sei es durch sprachliche Hürden oder das Thema Korruption. Vor allem müssen sich das Team aber Fragen stellen wie: Was ist verfügbar? Welche Materialien sind stabil lieferbar? Wie ist die Qualität der Materialien?
Mit anderen Herausforderungen kämpft dagegen das LiTUM-Team. An diesem Projekt beteiligt sich Sophie. Hier geht es um die Entwicklung eines Lithiumblutsensors, der am Ende die Konzentration von Lithium im Blut von Menschen mit bipolarer Störung misst. Eine Lithiumtherapie ist der Goldstandard, wenn es um die Behandlung von Menschen mit solchen Störungen geht. Diese Therapie ist aber vor allem Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht zugänglich. „Die Messungen, die Geräte, die Laborgegenstände und -bedingungen sind einfach sehr teuer,“ erläutert Sophie. Deshalb versucht das LiTUM-Team, diesen Test möglichst kostengünstig zu machen, sodass er auch in diesen Ländern verfügbar ist.
Trotz der Herausforderungen sind sich beide Studentinnen einig, dass es Spaß macht, ihr Wissen aus dem Studium praktisch anzuwenden und etwas Sinnvolles zu tun. Auch finden sie den freundschaftlichen Kreis, den studentischen Umgang und die Möglichkeit, internationale Freunde zu finden, toll.
Für die Zukunft möchte MedTech OneWorld Students noch einiges bewegen und weitere Projekte aufbauen. Maria und Sophie erzählen, dass sie sich in der Gruppe immer über Neuzugänge freuen. Neue Mitglieder müssen nur über „Engagement und Wissensdrang“ verfügen. „Es ist egal, aus welchem Studiengang sie kommen, Hauptsache, sie möchten wirklich etwas bewegen,“ sagt Sophie. Maria ergänzt, dass auf der Vereinswebsite die Termine der Gruppentreffen stehen und Interessierte einfach vorbeikommen oder eine E-Mail schreiben können.
Links:
Lehrstuhl für Medizintechnische Materialien und Implantate: https://www.mec.ed.tum.de/mmi/home/
MedTech OneWorld Students e.V.: https://mtows.de/