Seismologische Risiken analysieren

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Fragen zu seismologischen Risiken und zum Erdbebenschutz erforscht Dr. Yuliia Semenova an einem Projekt des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts (DGFI-TUM) mit Prof. Florian Seitz, Department Aerospace and Geodesy der TUM School of Engineering and Design. Die Geowissenschaftlerin ist leitende Forscherin der Abteilung für seismische Gefährdung am Institut für Geophysik der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine und Fellow im TUM-Programm für geflüchtete Wissenschaftler:innen aus der Ukraine.

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Bild: Yuliia Semenova

Das DGFI-TUM ist als eines von drei Kombinationszentren des International Earth Rotation and Reference System Service (IERS) weltweit ‑ neben JPL/NASA (USA) und IGN (Frankreich) ‑ für die Realisierung des Internationalen Terrestrischen Referenzsystems (ITRS) verantwortlich. Das ITRS ist das globale Koordinatensystem mit der höchsten Genauigkeit und die Grundlage für die weltweite Positionierung und Navigation, z.B. bei der Verwendung von GPS. Das ITRS wird durch die Kombination der Beobachtungsdaten von weltweit verteilten geodätischen Observatorien realisiert, wobei das von der TUM betriebene Geodätische Observatorium Wettzell eine der wichtigsten Stationen ist. Einige der Observatorien befinden sich in seismisch aktiven Gebieten, und ihre Positionen zeigen signifikante nichtlineare Veränderungen in der Folge von Erdbeben.

Das DGFI-TUM-Projekt zielt darauf ab, Methoden zur Analyse und Annäherung dieser postseismischen Verformungen zu verbessern. Es untersucht geophysikalische Bedingungen an bestimmten Beobachtungsstandorten globaler Satellitennavigationssysteme. Die Modellierung der Reaktion der oberen Bodenschicht auf seismische Einwirkungen wird verwendet, um nichtlineare Deformationen zu untersuchen. Die Ergebnisse der Modellierung und die Analyse der Aufzeichnungen seismischer Erschütterungen ermöglichen Rückschlüsse auf die Resonanzeigenschaften verschiedener Böden bei Erdbeben. Eine verbesserte Methode zur Modellierung postseismischer Verformungen soll zu einer deutlich höheren Genauigkeit der Koordinaten der ITRS-Stationen und der Stationsbewegungen führen.