60 Meter unterhalb des Gipfels untersucht der Geologe und Geograf Prof. Michael Krautblatter den höchsten Berg Deutschlands. Einmal monatlich misst er mit seinem Team die Temperatur des abtauenden Permafrosts im Berginneren der Zugspitze. Im 800 Meter tiefen Kammstollen zeichnen 140 Elektroden über acht Stunden lang auf, wie der innere Kitt des Gesteins schmilzt - seit Mitte der 1980er Jahre. "In zehn bis 15 Jahren ist auf dieser Höhe alles weg, in 40 bis 50 Jahren wird der Permafrost der Zugspitze komplett verschwunden sein", sagt Krautblatter.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen der TUM erforschen neben Permafrostsystemen auch Hangbewegungen, Felsstürze und Murenabgänge. Fissurometer messen Risse im Gestein, Laserscanner erfassen mittels 3D-Geodaten Punktwolken und Oberflächenmodelle, Tachymeter analysieren Felstürme und ermitteln damit Fallgeschwindigkeiten und Neigungswinkel potenziell abbrechender Felsen. Modernste geodätische Messtechnik hilft den Forschenden dabei, ein Frühwarnsystem zu entwickeln, etwa am Hochvogel im Allgäu. Eine webbasierte App für die 3D-Visualisierung beinhaltet einen digitalen Zwilling des Alpenraums, erstellt durch die photogrammetrische Digitalisierung von Luftbildern. Für Testgebiete sind Hotspots, Veränderungsanalysen, Echtzeit-Monitoring-Daten und Jahresvergleiche verfügbar.
Auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus wurde TUM Alpha mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Alpenländern Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich und Slowenien gestartet. Im Anschluss berieten sich die über 60 Teilnehmenden des Projekts AlpSenseRely zu Forschungs- und Handlungsbedarf, um alpine Naturgefahren durch den Klimawandel abzuwenden. Mit dabei waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM und weiterer Forschungseinrichtungen, Geolog:innen aus Bayern, Tirol, Salzburg und Südtirol sowie Vertreter:innen des Bayerischen Bau- und Umweltministeriums, des Deutschen Alpenvereins, der Bergwacht Bayern, betroffener Gemeinden, Bergbahnen, Berghütten. Ziele sind die Interaktion mit Stakeholdern aus Industrie, Politik, NGOs und internationalen Partnerorganisationen, um Forschung mit Partnern aus allen Alpenländern zu ermöglichen.
Beteiligte Professuren der TUM:
TUM School of Engineering and Design
- Lehrstuhl und Prüfamt für Grundbau, Bodenmechanik, Felsmechanik und Tunnelbau
- Lehrstuhl für Hangbewegungen (Projektleitung)
- Lehrstuhl für Hydrologie und Flussgebietsmanagement
- Lehrstuhl für Ingenieurgeodäsie
- Lehrstuhl für Ingenieurgeologie
- Professur für Photogrammetrie und Fernerkundung
- Professur für Risikoanalyse und Zuverlässigkeit
- Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft